Addison-Krankheit

Andere Bezeichnungen

  • Addison Krankheit
  • Hypoadrenokortizismus
  • M. Addison
  • Nebenniereninsuffizienz
  • Canine Morbus Addison

Gängige Abkürzungen

  • AD

Klassierung der Krankheit nach ICD-10

Zur Verschlüsselung von Diagnosen wird weltweit die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene ICD, die Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, angewendet. Sie werden vor allem in Überweisungsschreiben zwischen Tierärzten/Tierspital verwendet.

 

ICD-10 CodeKrankheit
E27.1 Primäre Nebennierenrindeninsuffizienz / Addison-Krankheit
E85 Amyloidose
E35.1* Krankheiten der Nebennieren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
A39.1+ Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
A18.7+ Tuberkulose der Nebennieren
E23.0 Hypopituitarismus

ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Vererbung

Der Pudel ist familiär vorbelastet, nicht geschlechtsspezifisch. Vererbung +/- 0.75. Heute ist erkennbar, dass für die Vererbung ein einzelnes Gen, für die Vererbung zuständig ist (rezessiv).

Was ist die Krankheit?

Jeder Hund produziert in kleinen Mengen natürliches Cortisol. Dieses Cortisol ist lebensnotwendig. Es wird von zwei kleinen Organen im Bauch, den Nebennieren, hergestellt.

Nebennieren Position der Nebennieren

Die Nebennieren, je eine auf jeder Niere, bestehen aus zwei Schichten. Der Rinde und der Medulla. Der äussere Bereich (Rinde) sondert Hormone wie Cortisol und Aldosteron ab. Beide sind für das Überleben des Hundes zwingend notwendig. Die Medulla, ein Teil des sympathischen Nervensystems, sondert Epinephrin (Adrenalin) ab, diese ist in der Regel nicht von Addison betroffen.

Die Glukocorticoide (Cortisol) werden benötigt, um jederzeit, auch in Phasen des Fastens, Energie bereit zu stellen. Sie haben Auswirkungen auf den Appetit und auf das Immunsystem.

Die Mineralocorticoide (Aldosteron) regeln den Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers.

Morbus Addison ist eine Erkrankung, bei der die Nebennieren zu wenig Glukocorticoide und zu wenig Mineralocorticoide produzieren.

Die häufigste Ursache für Morbus Addison ist die Zerstörung der Nebennieren durch das körpereigene Immunsystem. Dies passiert, wenn das Immunsystem die Nebennieren fälschlicherweise als fremd erkennt. In der Absicht, einen Eindringling unschädlich zu machen, richten sich die Abwehrzellen des Körpers gegen diese lebenswichtigen Organe und töten sie ab. Nur sehr selten ist ein Tumor für den Zelluntergang verantwortlich.

Morbus Addison ist beim Hund eine eher seltene Erkrankung. Am häufigsten sind jüngere bis mittelalte weibliche Hunde betroffen. Prinzipiell können jedoch Pudel beider Geschlechter und jeden Alters erkranken. Bei den Pudeln kommt die Erkrankung öfter bei Grosspudeln vor.

Symptome

In den meisten Fällen ist der Morbus Addison eine akute Erkrankung, die sich plötzlich bemerkbar macht. Ein schleichender Beginn über mehrere Wochen bis Monate ist eher selten zu beobachten.

Die häufigsten Symptome sind:

  • Appetitverlust
  • Depression
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Exzessiver Durst und Urinabsatz
  • Gewichtsverlust
  • Hypothermie (Körpertemperatur unter dem Normalwert)
  • Muskelschwäche
  • Starke Mattigkeit
  • Zittern

Im akuten Stadium ist ein plötzlicher Kollaps möglich.

 


Grosspudel mit Morbus Addison
Grosspudel mit Morbus Addison

 

Diagnose

Leider sind Erbrechen, Durchfall, Appetitverlust und Gewichtsverlust sehr unspezifische Symptome. Sie können bei Erkrankungen des Verdauungstraktes, der Leber, der Nieren oder auch des Herzens vorkommen. Die Diagnose ist zumindest in der Anfangsphase der Erkrankung sehr schwierig.


Zitat Dr. Mark E. Peterson (er ist ein weltweit anerkannter Spezialist in der Endokrinologie (Hormonstörungen) von Hund und Katze):

Etwa 90% der Nebennierenrinde muss zerstört sein, bevor klinische Anzeichen von Morbus Addison beobachtet werden. Rund 30% der Hunde mit Morbus Addison sind nicht diagnostiziert bis diese eine lebensbedrohliche Krise der Nebennieren (Kollaps) entwickeln.


Deswegen wird eine Reihe von Untersuchungen notwendig sein, um eine richtige Diagnose zu stellen. In vielen Fällen werden zunächst Blut- und Harnuntersuchungen, Röntgen (Brust- und Bauchraum), Ultraschall und EKG durchgeführt. Die Symptome des Patienten in Verbindung mit den Untersuchungsergebnissen führen zur Verdachtsdiagnose „Morbus Addison“.

Verkalkung einer Nebenniere
Röntgen des Abdomen eines Patienten zeigt Verkalkung einer Nebenniere (körnig oval, oben rechts)

 

Im grossen Blutbild deuten folgende Werte auf einen vorhandenen Morbus Addison:

  • Anämie (niedrige Anzahl roter Blutkörperchen)
  • Hohe Zahl von Lymphozyten (L)
  • Hohe Zahl von Eosinophilen (EOS)

Im Blutserum deuten eine oder mehrere Auffälligkeiten auf einen vorhandenen Morbus Addison:

  • Hohe Kalium-Konzentration (Ka)
  • Niedrige Natrium-Konzentration (Na)
  • Zu tiefes Natrium / Kalium-Verhältnis (Na:Ka weniger als 27:1)
  • Hohe Harnstoff-Stickstoff-Konzentration (BUN)
  • Hohe Kreatinin-Konzentration (Krea)
  • Hohe Calcium-Konzentration (Ca)
  • Niedrige Glucose-Konzentration (BZ)

Die Normalwerte Blut eines Hundes können Sie hier abrufen.


Die Diagnose wird durch einen speziellen Test, den ACTH-Test, abgesichert.

Behandlung Schulmedizin

Die Behandlung erfordert eine lebenslange Tablettengabe. Hierbei werden die fehlenden Hormone (Glukocorticoide und Mineralocorticoide) zugeführt. Bis die für das individuelle Tier richtige Dosierung der Medikamente gefunden ist, dauert es eine Weile. Gerade zu Anfang müssen immer wieder Blutuntersuchungen gemacht werden. Die Dosierung wird dann entsprechend angepasst.

Nicht alle Formen des Morbus Addison werden gleich behandelt
Es gibt drei Formen des Morbus Addison: primäre, sekundäre und atypischen Morbus Addison.

  1. Die primäre Addison-Krankheit ist das Ergebnis einer immunvermittelten Schädigung der Drüsen.
  2. Die atypische Addison-Krankheit entsteht bei einer nicht diagnostizierten (verschleppten) primären Addison-Krankheit.
  3. Die sekundäre Addison-Krankheit resultiert aus einem Mangel des Hypophysen Hormons ACTH. Durch den Mangel an ACTH kann von den Nebennieren kein Cortisol ausgeschieden werden.

Es ist wichtig, welche Form der Addison-Krankheit diagnostiziert wird, um die richtige Behandlung zu gewährleisten.

Bei der primären Addison-Krankheit fehlen sowohl Cortison wie auch Aldosteron. Beide müssen ein Leben lang zugeführt werden.

Bei der atypischen und sekundären Addison-Krankheit fehlen dem Organismus nur die Glukocorticoide. Diese müssen dem dem Hund zugeführt werden.

Die unbehandelte Addison-Krankheit (insbesondere die primäre Morbus Addison) kann zu einer adrenalen Krise führen. Eine adrenale Krise ist ein medizinischer Notfall. Diese muss mit intravenöser Gabe (Infusion) der verlorenen Flüssigkeit und Glukocorticoiden sofort ersetzt werden. Sobald der Hund stabil ist, kann dieser mit Medikamenten, die Glukocoricoid und Mineralcorticoid ersetzen, zu Hause weiterbehandelt werden.

Prognose

Ist ein Tier einmal vernünftig eingestellt, kann es ein langes und glückliches Leben führen. Um dies zu gewährleisten, muss der Besitzer jedoch seinen Anteil dazu beitragen. Er muss gewillt sein, die nicht ganz günstigen Medikamente ein Hundeleben lang zu bezahlen und er muss darauf achten, dass die Medikamente regelmässig verabreicht werden. Zusätzlich ist wichtig zu wissen, dass Hunde in besonderen Situationen (starke Anstrengung, Stress) unter Umständen höhere Dosierungen benötigen. Jedes Tier reagiert hier individuell und es bedarf einiger Zeit, bis Sie lernen, solche Situationen richtig einzuschätzen.